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Gut reicht völlig! - Bye, bye Bescheidenheit!

Gut reicht völlig! - Bye, bye Bescheidenheit!

27.02.2019

Gemeinsam mit dem Studiensupport EduCare lud BcG Alumni zu einem Vortrag sowie einem Tagesworkshop mit Bettina Stackelberg ein, die als professionelle Trainerin Wege aus Perfektionismus und übertriebener Zurückhaltung weist. Initiatorin Katharina Funk berichtet:


Die Universität ist ein Ort, an dem spannende Forschung durchgeführt und großartige Entdeckungen gemacht werden. Mehr oder weniger motivierte Studenten arbeiten an Forschungsprojekten und erheben ihre eigenen Daten. Doch der Leistungsgedanke unserer modernen Welt und die „Höher-Schneller-Weiter Mentalität“ machen auch vor der Wissenschaft nicht halt. Und was tun, wenn der Druck zu groß wird? Was tun, wenn Freude an der Arbeit und Motivation in einen Perfektionismusgedanken umschlägt, der weder den Menschen noch der Arbeit gut tut?

In einem Abendvortrag im Glashaus an der Uni Bayreuth hielt Trainerin und Buchautorin Bettina Stackelberg mit einem flammenden Plädoyer dagegen: Gut reicht völlig, man muss nicht immer der oder die Beste sein. Es reicht, wenn man sein persönliches Bestes gibt. Doch dafür muss man seine Grenzen kennen. Und immer wieder in sich hineinhören: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich? Wie kann ich meine Arbeitsumgebung gestalten, dass ich auch tatsächlich mein Bestes geben kann? Und was tut mir nicht gut und verhindert, dass ich gute Arbeit leiste? Einfache Fragen eigentlich, doch manchmal sehr schwer zu beantworten. Stackelberg empfiehlt, in regelmäßigen Abständen auf den eigenen inneren Berg zu steigen und sich zu fragen: Wo geht es gerade hin? Wie geht es mir damit? Wo kann ich nachbessern?

Es wurde ein sehr persönlicher Abend. Eingeladen von einer Studentin des Masterstudiengangs Global Change Ecology, kam die Trainerin extra von München nach Bayreuth um vor den Studenten zu sprechen. Und die Nachfrage war groß. Die Organisatoren mussten am Ende Besucher abweisen, da alle Plätze belegt waren. Und obwohl es sehr voll war, konnte Frau Stackelberg ohne Mikrofon sprechen. Von Anfang an herrschte eine sehr konzentrierte Atmosphäre, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Und als die Münchnerin die erste Frage stellte – Was macht Euch gerade Angst? – wurde die Stille noch tiefer. Wer möchte schon gerne vor einem vollbesetzen Raum zugeben, dass er oder sie Angst hat? Doch dann kamen zögernd erste Stimmen. Der Jobeinstieg, die Masterarbeit, die anstehende Klausurenphase – und viel zustimmendes Nicken. Plötzlich wurde vielen klar, dass sie nicht allein sind, mit ihren Sorgen und Nöten. „Sprecht über eure Ängste“, bekräftigte Stackelberg die Studenten. „Kein Mensch ist perfekt. Und so zu tun als ob, bringt keinen weiter.“

Am Ende des Vortrags kamen noch viele, zum Teil sehr persönliche Fragen. Frau Stackelberg nahm sich noch sehr viel Zeit für die Sorgen der Studenten und beantwortete alle Fragen ausführlich. So erzählte sie auch viel über ihre persönlichen Erfahrungen um ihre Punkte zu illustrieren und zu zeigen, dass auch sie manchmal Angst hat. „So viel erzähle ich normalerweise nicht über mich.“ sagte sie nach dem Vortrag mit einem schelmischen Grinsen.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einem von Frau Stackelberg geführten Workshop über erfolgreiche Eigen-PR. Wie verhalte ich mich bei einem Vorstellungsgespräch? Was sollte ich sagen – und was nicht? Was wollen Personaler hören? Frau Stackelberg gab zum Teil überraschende Antworten. „Bleibt bitte authentisch.“ ermahnte sie die Studenten. „Und wenn ihr nervös seid, dürft ihr das gerne zugeben. Personaler erwarten das, denn es geht ja um etwas für euch. Und ihr allein entscheidet, was ihr den anderen wissen lassen wollt.“ TeilnehmerInnen wurden dazu angeregt, darüber nachzudenken, welches denn die eigenen Stärken sind. Und wie wird man eigentlich von anderen wahrgenommen? In einer sehr vertrauten und offenen Atmosphäre konnte man sich über die eigenen Stärken, aber auch über die Stärken der anderen austauschen, und manch ein/e TeilnehmerIn war erstaunt, welche Stärken die anderen in einem selbst gesehen hatten. Auch über Netzwerken und Selbstbewusstsein wurde gesprochen, und immer blieb genug Zeit für viele Fragen.

Für mich persönlich haben die zwei Tage viele Denkanstöße geliefert. Ich weiß, es gibt noch viel, an dem ich arbeiten kann. Aber ein Gedanke hat mich seitdem begleitet und ein wenig von dem Druck genommen, der auf mir lastet: Es reicht, wenn ich mein Bestes gebe. Und ich allein kann entscheiden, wieviel das gerade ist.



https://www.bcg.uni-bayreuth.de/de/studium/educare/vortraege_workshops/index.html
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